FSP262 Value Investing - Interview mit Dr. Michael Symalla

Worum geht es?

Die Hörerinnen und Hörer kennen meine Leidenschaft für Value Investing. Aber bevor ich hier alleine darüber spreche, habe ich mir gedacht, ich hole mir einen Podcast-Kollegen dazu, der das auch macht und super erklären kann.

In der heutigen Folge geht es um das Thema Investieren. Aber nicht in der typischen Form, wie es die meisten kennen. Sondern viel unternehmerischer ...

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Du findest den Podcast von Michael unter https://aktien-mit-schmackes.de/

Zu Gast

Dr. Michael Symalla

Wie bist du eigentlich zum Thema Aktien gekommen?

Also, ich muss sagen, dass das Thema Aktien eigentlich mein ganzes Leben lang präsent war. Mein Vater hat immer relativ viel mit Aktien gemacht und ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie er vor dem Fernseher saß und im Videotext auf Seite 87 darauf wartete, dass der aktuelle Börsenkurs des Unternehmens, das ihn interessierte, angezeigt wurde. Irgendwann hat mein Vater dann auch Aktien für mich gekauft und so fing ich an, mich selbst mit dem Thema zu beschäftigen.

Ich habe alle möglichen Dinge ausprobiert, vom Day Trading über Zeitschriftenfolgen und Börsenbriefe bis hin zu Anlageberatern und Vermögensverwaltern. Tatsächlich beschäftige ich mich schon mein Leben lang mit dem Thema.

Das, was wir beide jetzt machen, nämlich Value Investing, ist jedoch nicht unbedingt der normale Weg. Deshalb kommt oft die Frage auf, was denn Value Investing eigentlich ist.

Nun, die grundlegende Definition ist die Unterscheidung zwischen Preis und Wert, also Value. Im Grunde genommen geht es darum, Unternehmen zu kaufen, die einen guten Wert haben, solide und wertvolle Unternehmen. Wir gehen davon aus, dass wenn wir diese Aktien zu einem günstigen Preis kaufen, der Markt irgendwann ihren wahren Wert widerspiegeln wird.

Wir denken langfristig und sind davon überzeugt, dass der Markt den inneren Wert dieser Unternehmen irgendwann widerspiegeln wird. Das ist der Gegensatz zur Greater Fool-Theorie, bei der es darum geht, einfach irgendetwas zu kaufen, in der Hoffnung, dass jemand anderes in Zukunft mehr dafür bezahlen wird. Das ist ein großer Unterschied und Value Investing ist definitiv eine etwas speziellere Art, in Aktien zu investieren.

Ich finde es faszinierend, wie viel man über Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft lernen kann, wenn man die „Finanzpornographie“ (wie ich es gerne nenne) – die vielen Zeitschriften, Foren und Ähnliches – ignoriert und sich stattdessen ein Unternehmen aussucht, das einen persönlich interessiert, und dessen Geschäftsbericht liest.

Ich finde es spannend, die unterschiedlichsten Branchen zu erkunden und Perspektiven zu erweitern. Es müssen nicht immer die ausgefallenen Sachen sein, auch Coca-Cola oder Monster Beverages können interessant sein. Aktienempfehlungen sind meiner Meinung nach sinnlos, wenn man das Unternehmen langweilig findet.

Wichtig ist, dass es einen interessiert.

Ein Beispiel ist Garmin, wo wir ein interessantes, gut aufgestelltes Unternehmen entdeckt haben. Auf der anderen Seite haben wir uns Branchen angeschaut, die uns nicht interessieren, wie zum Beispiel Flughäfen. Aber auch da haben wir viel gelernt. Es geht darum, einen tieferen Einblick zu bekommen, um zu verstehen, was hinter einem Unternehmen steckt.

Ist es ratsam, selbst in Aktien zu investieren?

Es ist klar, dass wir beide diese Frage mit „Ja“ beantworten würden. Ich persönlich halte es aus mehreren Gründen für sinnvoll. Zum einen muss man mit seinem Geld etwas anfangen, denn durch die Inflation ist es nach 20 Jahren nur noch die Hälfte wert. Wenn man viel gespart hat, hat man am Ende zwar immer noch viel Geld, aber alles andere ist doppelt so teuer geworden, so dass man am Ende nichts davon hat.

Auf der anderen Seite gibt es für Selbständige an der Börse die 3%-Regel, die besagt, dass man von seinem Geld ungefähr 3% pro Jahr entnehmen kann, um davon zu leben, ohne Gefahr zu laufen, dass das Geld weniger wird oder auf Null fällt. Um aber beispielsweise in 20 Jahren 3.000 Euro zu haben, muss man schon einige Millionen angespart haben, die man nicht auf einem Tagesgeldkonto bekommt.

Die Frage ist, ob man das selbst machen soll oder nicht. Ich persönlich finde das Thema der Gebühren, die ein Anlageberater oder Vermögensverwalter bei einer Bank bekommt, sehr wichtig. Diese Gebühren können durch den Zinseszinseffekt gigantische Zahlen erreichen, auch wenn man nur 1% Gebühren zahlt. Das können in 20 Jahren irgendwo zwischen 80.000 und 150.000 Euro an entgangener Rendite sein. Deshalb glaube ich, dass es viel mehr Leute machen sollten.

Man kann es auch selbst machen, denn es ist keine Raketenwissenschaft und kein Vollzeitjob. Man muss sich nur an klare Prozesse und Vorgaben halten und seine Gier im Zaum halten, und das ist das größte Problem. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass viel mehr Menschen es selbst machen sollten, anstatt sich von anderen beraten zu lassen.

Ein weiterer Vorteil des Selbermachens ist, dass man sich selbst besser kennen lernt, vor allem in Bezug auf Gier und Geduld. Wenn man abwartet und geduldig ist, anstatt impulsiv zu handeln, lernt man viel über sich und seine Denkweise. Deshalb empfehle ich sehr, es selbst zu machen, um sich auch selbst besser kennen zu lernen.

Wie gehst du jetzt vor, um ein Unternehmen zu bewerten?

Also, wie ich bereits kurz erwähnt habe, schaffe ich es einfach nicht, mich mit etwas zu beschäftigen, das mich nicht interessiert. Deshalb ist es für mich sehr wichtig, dass ich ein Interesse an dem Unternehmen habe, das ich bewerten möchte. Ohne dieses Interesse, denke ich, ist es sinnlos, weiterzumachen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Verständnis des Geschäftsmodells des Unternehmens. Ich finde es immer interessant zu fragen, warum das Unternehmen Geld verdient und ob es auch in zehn Jahren noch Geld verdienen wird. Wenn ich zum Beispiel über Tesla spreche, kann ich sagen, dass es ein tolles Unternehmen ist, unabhängig davon, ob sie gute Autos herstellen oder nicht. Der Grund dafür ist, dass ich denke, dass Tesla in zehn Jahren besser sein wird als alle anderen. Dies ist eine Frage, über die man nachdenken sollte, da sie einem hilft, die Liste der Unternehmen einzugrenzen, mit denen man sich beschäftigen möchte.

Dann geht es darum, zu prüfen, ob das Unternehmen solide ist und ob es wirklich wert ist, in es zu investieren. Ich werde später vielleicht auf die einzelnen Kriterien eingehen, aber im Wesentlichen geht es darum, zu prüfen, ob das Unternehmen lang genug besteht, keine zu großen Schulden hat, tatsächlich Geld verdient und in der Vergangenheit auch gewachsen ist. Wenn das alles zutrifft und der Preis stimmt, dann würde ich in das Unternehmen investieren.

Dies ist im Wesentlichen mein Bewertungsprozess. Ich gehe jedes Mal von vorne bis hinten durch diesen Prozess. Es ist wichtig zu betonen, dass man nicht nur in ein Unternehmen investieren sollte, nur weil man es gerade gefunden hat. Man sollte den fairen Preis abwarten und nur zuschlagen, wenn alles in Ordnung ist.

Wir können die verschiedenen Punkte grob durchgehen, da ich denke, dass es wichtig ist, dass die Leute verstehen, wie ich das mache und wie mein Prozess aussieht.

Ich denke, der Filter, den du beschrieben hast, ist etwas, das für uns alle wichtig ist. Wir haben ein paar Kriterien, die wir am Anfang sehr stark sieben, wie zum Beispiel das Verständnis des Unternehmens und die Zahlen, Daten und Fakten. Erst wenn das Unternehmen diese Hürden überwindet, schaue ich mir den Geschäftsbericht genauer an. Dabei muss man allerdings darauf achten, dass es sich nicht nur um eine Marketingbroschüre handelt, was im deutschen Raum häufiger vorkommt. Zu Beginn hängen viele Ideen in diesen Filtern fest, was frustrierend sein kann.

Warum sind aus deiner Sicht Filter bei der Auswahl von Unternehmen so wichtig?

Also, zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass wir bei der Auswahl von Unternehmen nicht einfach Geld investieren, das wir übrig haben und bei dessen Verlust es uns nicht wirklich wehtun würde. Im Gegenteil, wir investieren Geld, das wir in den nächsten Jahren, idealerweise sogar fünf bis zehn Jahren, nicht benötigen werden und das danach immer noch verfügbar sein sollte – und am besten sogar vermehrt wurde.

Aus diesem Grund scheue ich mich auch nicht davor, Dutzende von Unternehmen von meiner Liste zu streichen, selbst wenn sie vielleicht in Zukunft sehr erfolgreich sein werden. Ich konzentriere mich lieber auf Unternehmen, bei denen das Risiko, dass sie scheitern, möglichst gering ist. Deshalb wenden wir sehr strenge Filterkriterien an, zum Beispiel hinsichtlich der Verschuldung des Unternehmens und seines Wachstumspotenzials.

Natürlich kann es auch passieren, dass ein Unternehmen zu anstrengend ist oder dass ich die Zahlen nicht verstehe – in diesem Fall schaue ich mir das nächste Unternehmen auf der Liste an. Es stimmt, dass es anfangs schwierig sein kann, Unternehmen zu finden, die unseren Anforderungen entsprechen. Aber im Laufe der Zeit wird die Liste immer länger und wir können nicht mehr alle Unternehmen auf ihr begutachten. Jeder von uns hat eine Liste, die von hier bis zum Meppen Süd reicht. Das braucht jedoch seine Zeit.

Wichtig ist mir in jedem Fall, dass ich mein Geld behalte und im besten Fall sogar vermehre. Ich setze nicht auf riskante Spekulationen, sondern auf solide Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein werden.

Was sind deine Schritte bei der Investition in Aktien?

Wenn du ein Unternehmen gefunden hast, das du attraktiv findest und über das du mehr erfahren möchtest, ist es normal, sich den Aktienkurs anzusehen. Allerdings sollte man aufpassen, denn oft ist der Kurs fern von gut und böse im Vergleich zum tatsächlichen Wert des Unternehmens. Es ist daher ratsam, die Börse erst zum Schluss zu berücksichtigen.

Angenommen du hast eine Idee, wie das Unternehmen aussehen soll, und diese Idee hat die ersten Hürden erfolgreich gemeistert. Nun stellt sich die Frage, was als nächstes zu tun ist.

Wie gehst du vor, um ein Unternehmen zu bewerten?

Angenommen, du hast ein Unternehmen gefunden, das deinen Filter passiert hat. Bevor du jedoch einen Blick auf den Aktienkurs wirfst, möchtest du sicherstellen, dass du das Unternehmen gründlich bewertet hast. Wenn du eine Idee hast und dein Unternehmen die ersten Hürden genommen hat, was sind deine nächsten Schritte?

Um meine Vorgehensweise zu klären, habe ich eine Art Leitfaden erstellt, die „Vitalformel“. Sie hilft mir, die verschiedenen Schritte klarer zu strukturieren und sicherzustellen, dass ich nichts Wichtiges übersehe. Die „VITAL-Formel“ besteht aus fünf Schritten: V wie Verstehen, I wie Interesse, T wie Top-Qualität, A wie Angebotspreis und L wie langfristiges Halten.

Das „V“ steht für Verstehen. Es ist wichtig, dass ich verstehe, was das Unternehmen macht und wie es sein Geld verdient.

Das Unternehmen muss mich auch interessieren, was durch das „I“ abgedeckt wird.

Das „T“ für Top-Qualität bezieht sich auf Kriterien wie die Lebensdauer des Unternehmens (mindestens sieben bis zehn Jahre), das Verhältnis von Schulden zu Gewinn (vor allem der Gewinn) und ob das Unternehmen in der Lage ist, seine Schulden schnell zurückzuzahlen.

Wenn alle diese Kriterien erfüllt sind, schaue ich mir mit „A“ den Angebotspreis an und suche nach einem fairen Preis mit einer Sicherheitsmarge. Wenn der Preis angemessen ist, nehme ich das Unternehmen in meine Liste auf und warte auf eine Kaufgelegenheit. Wenn der Preis plötzlich sinkt, z.B. aufgrund einer Situation wie bei COVID-19, dann kaufe ich.

Der letzte Schritt in der „Vitalformel“ ist das „L“ für langfristig Halten. Hier besteht das größte Problem darin, dass viele Anleger ihre Rendite durch den Verkauf von Aktien ruinieren. Aus Panik verkaufen sie bei fallenden Kursen oder nehmen Gewinne mit, anstatt sie langfristig zu halten. Dadurch entgehen ihnen mögliche Renditen.

Neben diesen Schritten gibt es aber auch Risiken, die man bei der Anlage in Aktien im Auge behalten sollte. Dabei unterscheide ich zwischen externen und internen Risiken. Externe Risiken sind zum Beispiel Kursverluste oder eine schlechtere Performance im Vergleich zu einem Index-ETF. Interne Risiken können zum Beispiel schlechtes Management oder schwache Finanzen sein. Es ist wichtig, diese Risiken zu berücksichtigen, um eine gute Anlageentscheidung zu treffen.

Warum hast du einen Podcast gestartet?

Also, ich kam im Grunde über die Productized Service Mastermind und unseren Austausch plötzlich an den Punkt, wo ich dachte, dass ich mehr machen möchte. Einer der Schritte war, dass ich einen Podcast startete. Ich glaube, dass das Mindset einer der wichtigsten Faktoren ist, auf den ich in meiner Zielgruppe abziele. Insbesondere geht es darum, dass man selbst die Verantwortung für sein Geld übernimmt und sich wohl damit fühlt, Entscheidungen auf Basis dessen zu treffen, was man gemacht hat. Ein Beispiel: Wenn ich einem Vermögensverwalter mein Geld anvertraue, fühle ich mich unwohl, selbst wenn dieser Vermögensverwalter gute Arbeit leistet.

Als Unternehmer ist es wichtig, dass das Geld im Alter entsprechend passt. Deshalb ist es als Selbstständiger und Unternehmer wichtig, sich um das Thema zu kümmern. Wenn du natürlich in irgendeiner Form investierst, ist das Ziel, dass dein Geld auf jeden Fall nicht weniger, sondern eher mehr wird. Daher denke ich, dass jeder, der mit dem Gedanken spielt, sich mit Aktien zu beschäftigen oder der sich bereits die Finger verbrannt hat, von meinem Podcast „Aktien mit Schmackes“ profitieren kann.

Jetzt hast du ja einen recht ungewöhnlichen Namen für deinen Podcast gewählt, Aktien mit Schmackes, was steckt dahinter?

Naja, wir kommen ja beide aus dem Ruhrgebiet, und mit Schmackes, also mit Wumms, ist eine Sache, die dort zumindest bekannt ist. Die Idee ist jedoch, dass wir sehr strenge Kriterien haben, um Unternehmen auszuwählen. Daher gibt es relativ wenige Unternehmen, die gut genug sind, um von uns gekauft zu werden. Wenn wir dann zuschlagen, dann mit Schmackes. Das soll auch ein bisschen locker und spaßig sein und das Interesse wecken.

Ich gebe zu, dass ich ein kleiner Lernnörd bin und es faszinierend finde, Dinge zu lernen und besser zu werden. Ich wachse auch an meinem eigenen Investitionsprozess und lerne bei jeder einzelnen Episode meines Podcasts viel, während ich versuche, komplexe Themen in 20-minütigen Episoden verständlich zusammenzufassen.