FSP260 Erfolgreich führen, ohne vor Ort sein zu müssen - Interview mit Bernd Geropp

Worum geht es?

In der heutigen Episode sprechen wir über oft unbekannte kleine Elemente, die einen großen Unterschied machen, um erfolgreich Mitarbeiter zu führen, wenn du nicht vor Ort bist. Egal ob deine Angestellten im Homeoffice sind, oder du als Unternehmer auf Workation.

Warum fällt es vielen Unternehmern so schwer remote zu führen?

Ich denke, dass es besonders für Unternehmer oder Führungskräfte, die bereits Probleme mit Führung haben, schwierig ist, auf Distanz zu führen. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Führen auf Distanz sich sehr von normalem Führen unterscheidet. In Wirklichkeit ist es im Grunde dasselbe, nur unter erschwerten Bedingungen.

Aber wenn ich glaube, dass ich meine Mitarbeiter ständig überwachen muss, um sicherzustellen, dass sie ihre Arbeit richtig machen, dann habe ich ein großes Problem. Ich kann nicht direkt sehen, was sie tun, und ich kann nicht so leicht Einfluss darauf nehmen.

Daraus ergeben sich verschiedene Probleme, unter anderem Kontrollprobleme. Als Führungskraft muss ich auch lernen, mich selbst anders zu führen, wenn ich auf Distanz führe.

Früher konnte ich zum Beispiel einfach an den Schreibtisch des Mitarbeiters gehen und ihm sagen, was er tun soll. Aber auf Distanz funktioniert das nicht. Als Führungskraft muss ich die Art und Weise ändern, wie ich strukturiert vorgehe und die Dinge angehe.

Es gibt viele Probleme, die auftauchen können, angefangen bei der Kommunikation. Wann und wie oft sollen wir miteinander reden? Was erwartet der Kollege von mir? Was erwarte ich von ihm? Wie soll er auf bestimmte Dinge reagieren? Selbst banale Dinge wie die Antwortzeit auf eine E-Mail müssen abgesprochen werden, was oft nicht der Fall ist.

Ungeübten Mitarbeitern fällt es auch schwer, sich selbst zu organisieren, wenn sie zu Hause oder an einem anderen Ort arbeiten. Sie werden leicht abgelenkt und haben möglicherweise Schwierigkeiten, ihre Arbeitszeit richtig einzuteilen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Führung auf Distanz eine Herausforderung für Unternehmer und Führungskräfte darstellt, die sich nicht selbst organisieren können und Schwierigkeiten haben, ihre Mitarbeiter zu führen.

Warum ist heute es wichtig als Unternehmer beim Remote Führen umzudenken?

Um es einfach auszudrücken: Viele gute Mitarbeiter haben es inzwischen verstanden. Sie haben gesehen, dass es funktioniert, und sie haben Blut geleckt. Ein Beispiel wäre ein Programmierer, der jetzt denkt: ‚Warum nicht…? Oder Vertriebsmitarbeiter, die sich fragen: ‚Warum sollte ich für ein zweistündiges Meeting irgendwo hinfahren? Sie denken, dass sie zu Hause oder in einem Café viel effektiver arbeiten können.

Jetzt, wo viele Leute gelernt haben, dass es funktioniert, glaube ich nicht, dass man das rückgängig machen kann. Es wird einen Wandel geben. Die Menschen haben gesehen, dass es funktioniert. Jetzt, wo wir auch einen Arbeitsmarkt haben, sagen die Arbeitnehmer, dass sie nicht eine Stunde im Stau stehen wollen, nur um ins Büro zu kommen und dann wieder eine Stunde zurück. Das können sie sich sparen, wenn sie an mindestens drei von fünf Tagen von zu Hause aus arbeiten. Das ist wunderbar.

Nun wird es für viele Unternehmen eine Herausforderung sein, den richtigen Weg zu finden. Wenn sie sich weigern, sich anzupassen und sagen, alles wird wieder so wie früher und alle sollen wieder ins Büro kommen, dann werden die Mitarbeiter einfach gehen. In der Regel gehen immer die Guten, nicht die Schlechten.

Ich denke, unabhängig von der Größe eines Unternehmens, ist es wichtig aufzupassen, um seine besten Mitarbeiter nicht zu verlieren, wenn diese eine andere Option haben. Eine solche Option sind Workations, bei denen man für einen Monat von irgendwo im Ausland aus arbeitet. Wenn es möglich ist, sollte man seinen Mitarbeitern dies ermöglichen, da es dumm wäre, es nicht zu tun.

Es gibt auch Vorteile für Unternehmer, die sich für Remote-Führung und Workations entscheiden. Das Problem bei remote arbeitenden Mitarbeitern ist nicht nur ihre geografische Verteilung oder die virtuelle Zusammenarbeit. Durch Workations kann man als Team für vier Wochen an einem gemeinsamen Ort arbeiten und dabei auch noch eine schöne Zeit verbringen.

Dies ändert nichts an der Tatsache, dass es ein Team ist, das zusammenarbeitet, ob virtuell oder nicht. Als Unternehmer sollte man die notwendigen Prozesse, Systeme und Kommunikationsmittel sicherstellen, um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit effektiv ist. Es kostet heute nicht viel, um in diese Systeme zu investieren, wie zum Beispiel ein gutes Mikrofon oder ein Headset. Wenn man diese Investitionen nicht macht, ist es in meinen Augen dumm.

Ich arbeite beispielsweise sehr gut mit meinem Mitarbeiter Alex in Bamberg zusammen. Wir treffen uns einmal im Monat oder alle sechs Wochen und arbeiten an Strategien oder besuchen gemeinsam Veranstaltungen. Ansonsten kommunizieren wir über Zoom und haben klare Verantwortlichkeiten. Es funktioniert gut und gibt uns Freiheit, da Alex nicht nur von zu Hause aus arbeitet, sondern auch ein kleines Büro gemietet hat.

Ich denke, es ist eine Riesenfreiheit, dass man nicht gezwungen ist, Mitarbeiter in der gleichen Stadt zu suchen oder zu haben. Ich habe von jemandem gehört, der Leute aus Spanien oder Portugal einstellt, weil er hier in Deutschland keine geeigneten Leute findet.

Es ist jedoch wichtig, zumindest regelmäßig in der realen Welt zusammenzukommen, um das menschliche Miteinander nicht zu verlieren. Wie wir uns online treffen, sollte man sich auch alle drei bis vier Monate bei einer Veranstaltung oder einfach so treffen, um sich auszutauschen und eine gute Zeit zu haben.

Was sind deine 3 Tipps ein Team erfolgreich remote zu führen?

Aus meiner Sicht sind klare Regeln, gute Kommunikation und Vertrauen die drei wichtigsten Dinge, die bei Remote Leadership weiter aufgebaut werden sollten.

1. Regeln

Ich möchte klar sagen, dass das Erste, was benötigt wird, klare Regeln sind. Diese Regeln sollten auch Erwartungen beinhalten.

Es ist wichtig, klare Ziele und Erwartungen zu haben und sicherzustellen, dass sie von allen Beteiligten verstanden werden. Je nach Mitarbeiter kann es auch hilfreich sein, ihn bei seinem Selbstmanagement zu unterstützen. In solchen Fällen ist es wichtig, dem Mitarbeiter zu vertrauen und ihm Gutes zu unterstellen.

Wenn ein Mitarbeiter eine Erwartung nicht erfüllt, ist es oft hilfreich, offen zu sprechen und herauszufinden, warum er dies nicht tut. Vielleicht hat er noch nicht gelernt, sich selbst zu organisieren oder muss seine Gewohnheiten ändern. Für mich persönlich ist es auch wichtig, dass man Zusagen einhält. Pünktlichkeit ist ein Beispiel dafür, dass Regeln und Ziele nur dann funktionieren, wenn alle Beteiligten sie respektieren.

Es ist wichtig, dass nicht nur die Mitarbeiter diese Regeln einhalten, sondern dass man als Führungskraft oder Unternehmer sich selbst auch an die vereinbarten Regeln und Zusagen hält. Besonders im Remote-Setting wird es noch wichtiger, da man nicht mehr so einfach auf dem Flur angesprochen werden kann, falls man eine Zusage vergessen hat einzuhalten.

Kurz gesagt, klare Regeln und Erwartungen sind der Schlüssel zum Erfolg.

2. Kommunikation

Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine gute Kommunikation. Damit meine ich, dass es eine klare Struktur für den Tagesablauf geben sollte, aber auch klare Absprachen für Meetings.

Eine gute Kommunikation bedeutet auch, dass wir genau wissen, wann wir uns online oder offline treffen und welche Themen dabei besprochen werden. Es sollte eine gewisse Regelmäßigkeit geben.

Es gibt bestimmte Dinge, die schwierig sind, wenn man mit verschiedenen Kulturen arbeitet.

Aber wenn ich mit deutschen Mitarbeitern arbeite, erwarte ich von ihnen, dass sie sich bei mir melden, wenn es Probleme gibt. Wenn sie mir eine Zusage gegeben haben und den Termin oder das Ziel aus bestimmten Gründen nicht erreichen können, möchte ich frühzeitig informiert werden. Ich denke, es ist wichtig, dass dies zur Kultur gehört und dass jeder versteht, dass sie sich melden müssen.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, klare Erwartungen zu haben und darüber zu kommunizieren. Kommunikation und Spielregeln sind wichtig, besonders wenn wir virtuell arbeiten und uns nicht in der Kaffeeküche treffen können. Wir müssen uns regelmäßig treffen, auch wenn wir vielleicht das Gefühl haben, dass wir nicht viel zu besprechen haben.

Obwohl dies derzeit gegen den Trend geht, denke ich, dass es wichtig ist. Ich werde nicht die Zeit meiner Mitarbeiter kontrollieren, sondern die Ergebnisse und Ziele.

Wenn wir diese nicht erreichen, werden wir uns bemühen, das Problem zu lösen und herauszufinden, woran es lag.

3. Vertrauen

Das Dritte, was oft in den Hintergrund gerät, ist das Vertrauen.

Es ist auch wichtig, dass wir nicht nur Meetings abhalten, um unseren Fortschritt zu besprechen, sondern auch Zeit zum Austausch und Kennenlernen haben.

Dafür sind Einzelgespräche, auch bekannt als „One-on-Ones“, sowohl offline als auch online, sehr wichtig. Diese Gespräche können auch als Team-Meetings, Zoom-Calls oder in Eins-zu-Eins-Situationen stattfinden.

Als ich überlegt habe, welche Tipps man den Leuten in Zeiten von Corona geben kann, habe ich mir überlegt, dass es wichtig ist, fehlertolerant zu sein und erst mal positiv zu bleiben. Wenn Fehler passieren, sollte man darüber sprechen und offen ansprechen können, ohne den anderen zu verurteilen.

Obwohl es momentan gegen das Arbeitnehmergesetz zu gehen scheint, ist es mir egal, wann und wo der Mitarbeiter arbeitet oder wie lange er braucht. Mir geht es um die Ergebnisse. Deshalb versuche ich auch die Ergebnisse zu kontrollieren, anstatt die Zeit zu kontrollieren.

Ich denke, dass dies eine wichtige Einstellung ist, obwohl es momentan gegen den Trend geht. Natürlich müssen die Mitarbeiter momentan noch die Arbeitszeiten dokumentieren, aber das ist oft unsinnig, besonders in kreativen Berufen. Deshalb möchte ich meine Mitarbeiter nicht zwingen, sich an starre Arbeitszeiten zu halten.

Stattdessen werde ich die erreichten Ergebnisse kontrollieren und die Ziele überprüfen. Wenn wir die Ziele nicht erreichen, werden wir uns zusammen hinsetzen und uns fragen, woran es liegt und wie wir es verbessern können.

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